Wenn ein Mann eine Frau nimmt
Das Eherecht wurde im "Sachsenspiegel" (Rechtsbuch) im 13. Jahrhundert
nieder geschrieben.
Die Ehe war zentraler Punkt für Fragen der Vormundschaft und Erbfolge. Es
war wichtig zu wissen, welcher Herkunft man/frau war, um keine Ehe
innerhalb verbotener Verwandtschaftsverhältnisse einzugehen. Eine
rechtliche Gleichstellung für Frau und Mann war allerdings nicht gegeben.
Der Mann nahm den dominanten Part ein. Der Mann war und blieb Vormund der
Frau. Er bestimmte für seine Frau in allen Bereichen ihres Lebens. Sein
Sohn blieb bis zur Mündigkeit in seiner Obhut, die Tochter blieb immer in
seiner Obhut.
Starb der nächste Verwandte des Mannes, so übernahm er die Vormundschaft
für dessen Frau und die Kinder.
Die Frau war nur die Hälfte wert, sogar wenn ein Schaden entstanden war.
Geschah einer Frau unrecht, so erhielt sie bzw. ihr Ehemann nur die Hälfte
dessen, was einem Mann in derselben Lage zugestanden wäre. Vor Gericht
hatte der Ehemann für seine Ehefrau zu sprechen, da er ihr Vormund war.
Ehebruch war ein Kapitalverbrechen und wurde mit dem Tode bestraft.
Ehebrechern wurde der Kopf abgeschlagen, allerdings nur wenn das Paar bei
frischer tat ertappt wurde. Jeder Tatzeuge musste laut um Hilfe rufen,
sodass bewaffnete Männer kommen konnten um die Täter für einen späteren
Prozess
festzusetzen.
Ertappte der Ehemann die Ehefrau in flagranti mit ihrem Liebhaber, so
hatte der Ehemann das Recht den Liebhaber sofort zu töten.
Eigenständige Verhandlungen durfte die Ehefrau führen, wenn ihr Mann
verhaftet oder anders festgesetzt wurde.
Mit ihrer Heirat erhielt die Ehefrau den Stand und die Rechtsstellung
ihres Mannes, auch dann wenn ihr Ehemann einen niederen Stand hatte. Starb
der Ehemann, so erhielt die Witwe ihren alten Stand zurück, unterstand
aber sofort wieder ihrem Vater bzw. dem nächsten männlichen Verwandten.
Adlige Ehen
Eine übliche adlige Eheform war die "Muntehe". Mit Schließung der Ehe geht
die Frau aus der Munt (Schutz und Herrschaft) der Eltern in die Munt des
Ehemannes über.
Der Mann musste um die Hand der Frau bei den Eltern anhalten. Es gab eine
Brautmesse, gelegentlich einen Ringtausch und ein symbolisches Mahl. Die
Muntehe war eine reine Zweckehe. Eine weitere Form der Ehe war die "Friedelehe".
Sie war die klassische "Liebesehe". Beide Partner heirateten aus Liebe.
Neben der Muntehe waren dem Mann mehrere Friedelehen erlaubt. Die Kirche
war gegen dieses unsittliche Verhalten und verurteilte die Friedelehe.
Ziel der Kirche war es, die Ehe zu verchristlichen und sexuelle
Aktivitäten einzuschränken. Die Kirche strebte für die Institution Ehe an,
dass sie ernst werde und belegte sie mit Regeln und Riten. Schon 1274
gehörte die Ehe zu den 7 Sakramenten. Wer die Ehe einging hatte sich der
Monogamie zu unterwerfen und band sich auf ewig an seine/n Partner/in. Der
Ehemann galt als dominanter Teil. Wichtig war, dass beide Partner
demselben Stand angehörten, ungefähr gleich alt waren und Gesundheit
vorzuweisen hatten. Soweit die Theorie. Die Praxis sah anders aus. Der
Kirche gelang es nicht, heimliche Friedelehen zu unterbinden.
Geschweige denn konnte Homosexualität abgestellt werden. Die
gleichgeschlechtliche Liebe war unter Rittern und monastischen Kreisen
nicht selten.
Als Sünde wurde der Geschlechtsverkehr erklärt, wenn nicht die Absicht der
Kindeszeugung dahinter stand. Alle Sexualpraktiken, außer der
Missionarsstellung galten als unzüchtig und sollten sogar bestraft werden.
Im späten Mittelalter bestimmten die "Herren" des Adels welche Partner
einander heirateten. Hintergrund dessen war Macht und besitz zu erhalten
und auszubauen.
1215 wurde durch das kanonische Verbot die Heirat unter Verwandten bis zum
4ten Grad verboten. Nun traten weit auseinander liegende Adelsherrschaften
in den Bund der Ehe. Oft standen sich völlig fremde Menschen gegenüber.
Schon früh wurden die Mädchen in das Land des zukünftigen Gatten gebracht,
um die Landessprache zu lernen und sich den Sitten, Gebräuchen und der
Kultur anzupassen. Margarete von Österreich musste mit 3 Jahren nach
Frankreich zu ihrem zukünftigen Gatten gebracht. Sehr oft waren die
Altersunterschiede immens. Daher waren viele Ehen von Hass und Abneigung
geprägt.
Nebenehen waren an der Tagesordnung.
Eine Scheidung war durch Verstoßen der Frau seitens des Ehemannes möglich.
beiderseitiges Einvernehmen über die Zerrüttung der Ehe war auch ein Grund
wieder frei zu kommen.
Ab dem 9. Jahrhundert wurden die Möglichkeiten der Ehescheidung immer
schwieriger. Ehebruch war bald kein Grund mehr. Es musste nachgewiesen
werden, dass die Ehe von vorn herein ungültig war, da
Verwandtschaftsverhältnisse bestanden. Oder man dichtete der/m Partner/in
Hexerei an.
Viele adlige Ehefrauen brachten eine enorme Mitgift in die Ehe ein. Sie
waren selbstbewusst und nahmen öffentliche, politische Ämter wahr. Sie
hatten durchaus ein eigenständiges Geschlechtsleben und sahen die Ehe
lediglich als Allianz zweier Familien. Liebe und Erotik lebte eine adlige
Ehefrau selten in der eigenen Ehe aus.
Im Jahr 1393
verfasste ein schon hoch betagter Ehemann, Benimmregeln für seine erst
15-jährige Ehefrau.
Achte auf schlichte Kleidung
Kleide dich ohne all zuviel und ohne all zuwenig Aufwand. Führe keine
neue Mode ein. Der Kragen deiner Bluse darf nicht über deinem Kleid oder
deinem Umhang stehen. Dein Haar, deine Haube, dein Halstuch, deine Kapuze
und die übrigen Kleider sollen sauber und unauffällig sein. Sodass niemand
auf der Strasse dich verspotten oder auslachen kann.
Sie ein Vorbild an Schlichtheit, Ordnung und Anstand.
Wenn du das tust, wird Ehre dein Lohn sein
Wenn du auf der Strasse gehst, gehe in Begleitung von Leuten, die
deinem Stand angehören. Umgib dich nie mit fragwürdigen Personen und gehe
nie zu ihnen. Lass sie niemals in dein Haus. Halte den Kopf gerade und die
Lider gesenkt. Blicke immer genau 8 Fuß direkt vor dich auf den Boden.
Sprich mit niemandem auf der Strasse und schauen nicht unstet von Ort zu
Ort.
Zu vieles Reden birgt Gefahr
Zügle deine Zunge und bedenke stete vor wem du sprichst. Denke immer
daran, die Geheimnisse deines Gatten zu bewahren. Verbirg alle Missetaten,
Sünden und Fehler deines Gatten. Sei diskret und verschlossen gegenüber
allen, außer gegenüber deinem Gemahl. Vor ihm sollst du nichts
verheimlichen. Und er soll vor dir nichts verheimlichen.
Ein Mann kann keinen besseren Schatz sein Eigen nennen als seine Frau,
die tugendhaft und klug ist
Du musst ein keusches Leben führen. Unterweise besonders deine Tochter
und deine Bekannten darin. Ansonsten verliert eine Frau ihr Ansehen.
Empfange Liebesbriefe von deinem Gatten in großer Ehrerbietung, lies sie
alleine und erwidere sie mit eigener Hand. Schreibe ihm freundliche und
liebevolle Worte. Empfange und lies keine anderen Briefe. Schreibe keiner
anderen Person, es sei denn sie tut dies für dich.
Sei sehr lieb und vertraut mit deinem Ehemann.
Mit deinem Ehemann sei sehr lieb und vertraut, in Maßen lieb sei zu deinen
Verwandten. Alle anderen Männer halte dir vom Leibe. Eitlen und
eingebildeten Männern geh aus dem Weg. Männer ohne Grundbesitz oder
bedeutende Herkunft, meide. Ehemänner sollten die Torheiten ihrer
Ehefrauen verbergen, und sie liebevoll vor Fehlern bewahren.
Verzeihe deinem Mann alle Schuld. Ist er unrechtens beschuldigt, räche ihn
aufs Heftigste. Ist er rechtens beschuldigt, decke ihn liebenswürdig und
verteidige ihn gütig.
Sorge liebevoll für deinen Gatten
Halte die Wäsche deines Mannes rein. Umsorge ihn und heitere ihn auf,
wenn er von seinen Geschäften zurückkehrt. Wasch ihm seine Füße und reiche
ihm warme Wollsocken und Schuhe. Bereite Speiss und Trank und behandle ihn
zuvorkommend. Bette ihn in ein weißes Leinen und decke ihn mit Pelzen zu.
Lass ihn andere Freuden und Wohltaten genießen, über die ich mich hier
ausschweige.
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